Notgeld der Stadt Hilden im Jahre 1923


Rechts und links das Hildener Stadtwappen (seit 1900)


"Alt-Hilden" um 1840

Geschichte des Notgeldes der Stadt Hilden

Von den insgesamt acht im Jahre 1923 herausgegebenen Notgeldscheinen der Stadt Hilden enthalten drei Geldscheine spezielle Hildener Motive, und zwar
der Ein-Millionen-Schein mit einer Stadtansicht Hildens um das Jahr 1840,
der Zehn-Millionen-Schein mit dem Rathaus der Stadt Hilden im Jahre 1900,
der Fünfzig-Millionen-Schein mit einem Bild der Hildener Heidelandschaft um den Sandberg.

Hildener Stadtansicht mit der Reformationskirche

Hier ist die Mittelstraße, früher Kaiser-Wilhelm-Straße genannt, zu sehen.
Der Blick geht Richtung Osten und zeigt die Reformationskirche im Hintergrund.
Das linke Bild stammt von einer alten Postkarte vom Anfang des vorigen Jahrhunderts.
Das rechte Bild zeigt aus dem gleichen Blickwinkel "die Stadt Hilden um das Jahr 1840", dargestellt auf dem Ein-Millionen-Notgeldschein von 1923.

Rathaus der Stadt Hilden

Im vorstehenden Bild wird das Rathaus der Stadt Hilden in drei Ansichten dargestellt,
und zwar links im Jahre 1900 zum Zeitpunkt seiner Einweihung auf einer alten Postkarte,
in der Mitte im Jahre 1923 auf dem Zehn-Millionen-Notgeldschein der Stadt Hilden
und rechts auf einem Foto aus jüngster Zeit.

Hildener Heidelandschaft

Das Bild zeigt die Hildener Heide,
und zwar links auf einem aktuellen Bild aus den heutigen Tagen,
rechts auf dem Fünfzig-Millionen-Notgeldschein aus dem Jahre 1923.

 

Übersichtsplan der Stadt Hilden in den 20er-Jahren

Hildener Notgeldscheine im Jahre 1923

Unter "Notgeld" versteht man Geld, das in wirtschaftlichen Krisen beim Versagen der Währungspolitik von Städten, Kreisen oder öffentlichen Verbänden ausgegeben wird, um den Mangel an Zahlungsmitteln zu beheben. Die Zeit des Notgeldes reicht von 1914 bis 1924.
Seit 1917 werden in Hilden die Notmünzen von Wald, Ohligs, Solingen und Mettmann sowie das Papiergeld von Düsseldorf ausgegeben. Infolge der fortschreitenden Geldentwertung behilft man sich ab 1919 mit Geldscheinen der Landesbank der Rheinprovinz sowie der Städte Düsseldorf, Elberfeld und Köln, die einen höheren Nennwert enthalten.
Die Notgeldausgabe in Hilden beschränkt sich auf das Jahr 1923.
In diesem Jahr werden von der Stadt Hilden diverse Geldscheine ausgegeben, jedoch kein Hartnotgeld in Form von Münzen. Der Ausgabe von Hildener Notgeld liegt ein Beschluss der Stadtverordneten vom 10.08.1923 zugrunde, der die Verwaltung ermächtigt, für 100 Milliarden Mark Notgeld drucken zu lassen und in den Zahlungsverkehr zu bringen. Hintergrund dieser Maßnahme ist die Tatsache, dass nur noch ca. 60 % der angeforderten Geldmittel durch die Reichsbank gedeckt werden können.
Außer der Stadt geben in Hilden auch die Firma Bauermann & Söhne (s. No. 9), die Stadthauptkasse Hilden (s. No. 10) sowie die Rheinischen Stahlwerke -Ausgabestelle in Duisburg-Meidrich- Inflationsgeld aus. Durch die Reichsbank werden darüber hinaus Notgeldscheine der Stadt Köln sowie der Städte des besetzten Gebietes in Umlauf gebracht.

Am 16.08.1923 liefert die Firma Du Mont Schauberg in Köln die ersten Notgeldscheine zum Einzel-Nennwert von
einer Million Mark (s. No. 1)
an die Stadt Hilden, die Gesamtauflage beträgt 100.000 Geldscheine in einem Gesamtwert von 100 Milliarden Mark.
Der Druck der zweiten Serie von
Ein-Millionen-Scheinen (s. No. 2)
nimmt die Firma Peters vor, ansässig in Hilden, Apfelstraße 6. Diese Scheine sind graphisch sehr schön gestaltet und beidseitig bedruckt. Hervorzuheben ist die Rückseite mit einer Ansicht der Stadt Hilden um das Jahr 1840. Es werden ca. 100.000 Geldscheine in einem Gesamtwert von 100 Milliarden Mark gedruckt.
Der Druck der weiteren Notgeldscheine von Zehn Millionen Mark bis Zehn Billionen Mark wird an die Firma Greven & Bechtold in Köln vergeben.
Ab 24.09.1923 folgen
der Zehn-Millionen Schein (s. No. 3),
der Fünfzig-Millionen-Schein (s. No. 4),
dann der Ein-Milliarde-Schein (s. No. 5),
der Zehn-Milliarden-Schein (s. No. 6),
der Einhundert-Milliarden-Schein (s. No. 7),
dessen letzte Teillieferung am 23.11.1923 erfolgt. Zum Einhundert-Milliarden-Schein ist anzumerken, dass er in einer Auflage von 99.000 Stück ohne Seriennummer gedruckt wird, 101.000 Geldscheine sind mit Reihe "A" gekennzeichnet und 50.000 Stück mit Reihe "B". Insgesamt kommen mehr als eine halbe Million Geldscheine der Milliarden-Serie in den Umlauf. Ihr Wert beträgt ca. 26,2 Billiarden Mark.
Bereits am 10.10.1923 wird den kreisangehörigen Städten der Druck und die Ausgabe von städtischen Notgeldscheinen durch die inzwischen gebildete "Rheinlandkommission" untersagt. Die Gültigkeit der bereits ausgegebenen Notgeldscheine wird bis zum 1. April 1924 verlängert. Die Reichsbanknebenstelle in Hilden, anstelle der Stadtkasse inzwischen zuständig für die Geldversorgung, deckt den Geldnotenbedarf in Hilden fortan überwiegend mit Kölner Notgeld.
Trotzdem geht der Vertrieb von kommunalem Notgeld in Hilden weiter. Im Oktober 1923 werden noch Ein-Milliarden-Scheine und Zehn-Milliarden-Scheine ausgegeben, obwohl dies ein Verstoß gegen die Verordnung der Alliierten darstellt.
Letzter Notgeldschein in Hilden ist der Ende November 1923 ausgelieferte
Zehn-Billionen-Schein (s. No. 8),
von dem zwar 115.000 Stück gedruckt werden, aber nur noch ca. 22.500 Scheine in Umlauf kommen.
Am 28.12.1923 ergeht eine Anordnung des Reichsfinanzministeriums, wonach das Notgeld bis 31.01.1924 eingelöst werden muss; im Regierungsbezirk Düsseldorf wird per Runderlass die Frist auf den 5. April 1924 (mit Monatsfrist) festgelegt. Bei der Stadtkasse Hilden werden noch bis zum 11.04.1924 Einlösungen von kommunalen Notgeldscheinen vorgenommen.

Offiziell wird ab dem 13. Januar 1924 kein Hildener Notgeld mehr ausgegeben.
Die Geschichte des Hildener Notgeldes endet damit nach einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von etwa einem halben Jahr.
Insgesamt werden mehr als 1 Million Hildener Notgeldscheine gedruckt. Alleine der Wert der zuletzt ausgegebenen Hundert-Milliarden-Scheine und der Zehn-Billionen-Scheine beträgt insgesamt 250 Billiarden Mark, das ist eine Viertel Trillion Mark oder

250.000.000.000.000.000,00 Mark.

Die Darstellung der Notgeldscheine der Stadt Hilden erfolgt auf der Seite "Notgeldscheine" klicken Sie hier.

Die Rheinische Post hat sich in ihrer Lokal-Ausgabe für Hilden am 28. August 2023 mit der "Notgeld-Situation" der Jahre 1914 bis 1923 beschäftigt. Dabei ist sie auch auf die Auswirkungen der Inflation in Hilden eingegangen. In Abschnitt 4 des Zeitungsartikels wird die Geldentwertung des Jahres 1923 in Hilden erläutert. Dabei hat sich die Rheinische Post unter anderem auch der Ausführungen der Münzfreunde auf ihrer Homepage zu diesem Thema bedient.

Der vollständige Zeitungsartikel steht zur Ansicht bzw. zum Herunterladen auf der Seite "Downloads" zur Verfügung.
Dazu klicken Sie hier.

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